Im Heiligen
Römischen Reich deutscher Nation spielten 
Städte
bereits eine wichtige Rolle. Auch wenn der Anteil der Landbevölkerung
bei weitem größer war als heute und es noch keine Millionenmetropolen
gab, waren Städte von großer kultureller und wirtschaftlicher Bedeutung
und oft auch Zentrum der geistlichen und weltlichen Macht.
Im Reich
gab es keine Hauptstadt wie wir es von heutigen Staaten kennen,
vielmehr waren die Funktionen auf mehrere Städte verteilt. So wurden
Krönungen Anfangs zumeist in Aachen und am Ende meist in Frankfurt
abgehalten, während der König bzw. Kaiser selbst in unterschiedlichen
Residenzen weilte, bevor sich am Ende, aufgrund der langen Habsburger
Machtperiode, Wien als Residenzstadt herauskristallisierte. Auch
Reichsinstitutionen wechselten häufig den Standort, so war das 1495
gegründete Reichskammergericht im Laufe der Zeit in Worms, Nürnberg,
Regensburg, Speyer, Esslingen und Wetzlar anssäsig. Ähnlich war es mit
dem ebenfalls 1495 gegründeten Reichstag, der erst ab 1663 dauerhaft in
Regensburg untergebracht wurde.
Eine weitere Besonderheit im
Heiligen Römischen Reich stellten die sogenannten Reichsstädte
dar. Sie unterstanden im Gegensatz zu den anderen Reichsgebieten keinem
Fürsten oder Bischof, sondern direkt dem König bzw. dem Kaiser. Sie
besassen daher zahlreiche Freiheiten und Privilegien, hatten aber auch
direkte Pflichten gegenüber dem Herrscher. So mussten die Steuern
direkt an den Kaiser abgeführt und bei Bedarf auch militärische Hilfe
geleistet werden.

 Wappen der Reichsstädte (HRR) aus
dem Jahre 1605
(Diese
Bilder sind gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Wappen der Reichsstädte (HRR) aus
dem Jahre 1605
(Diese
Bilder sind gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Im Laufe der Zeit entwickelten sich viele Städte des HRR
unterschiedlich schnell und stark, so dass ihre Einwohnerzahlen
schwankten. Die Liste der größten Städte sieht daher in jedem
Jahrhundert etwas anders aus. Wie bei der 
Bevölkerungsentwicklung
des Gesamt-Reiches sind auch hier die Zahlen ohne Gewähr.
Listen der größten Städte im
Wandel der Zeit
| Städte im Jahr 1050 | Einwohner | 
| 
  
1. Regensburg2. Rom
 3. Mainz
 4. Speyer
 5. Köln
 6. Trier
 Worms
 Lyon
 Verona
 10. Florenz
 
 
 | 40.000
 35.000
 30.000
 25.000
 21.000
 20.000
 20.000
 20.000
 20.000
 15.000
 
 | 
| Städte im Jahr 1350 | Einwohner | 
| 
  
1. Prag2. Köln
 3. Aachen
 4. Magdeburg
 Nürnberg
 Wien
 Danzig
 Straßburg
 9. Lübeck
 10. Regensburg
 
 
 | 77.000
 54.000
 21.000
 20.000
 20.000
 20.000
 20.000
 20.000
 15.000
 11.000
 
 | 
| Städte im Jahr 1500 | Einwohner | 
| 
  
1. Prag2. Köln
 3. Nürnberg
 4. Augsburg
 Danzig
 6. Lübeck
 Breslau
 8. Regensburg
 9. Wien
 Straßburg
 
 
 | 70.000
 45.000
 38.000
 30.000
 30.000
 25.000
 25.000
 22.000
 20.000
 20.000
 
 | 
| Städte im Jahr 1600 | Einwohner | 
| 
  
1. Prag2. Wien
 3. Augsburg
 4. Köln
 Nürnberg
 Hamburg
 Magdeburg
 Breslau
 9. Straßburg
 10. Lübeck
 
 
 | 100.000
 50.000
 45.000
 40.000
 40.000
 40.000
 40.000
 40.000
 25.000
 23.000
 
 | 
| Städte im Jahr 1700 | Einwohner | 
| 
  
1. Wien2. Hamburg
 3. Antwerpen
 4. Brüssel
 5. Gent
 6. Lüttich
 7. Breslau
 8. Köln
 Prag
 10. Brügge
 
 
 | 114.000
 70.000
 66.000
 65.000
 52.000
 45.000
 40.000
 39.000
 39.000
 36.000
 
 | 
| Städte im Jahr 1800 | Einwohner | 
| 
  
1. Wien2. Berlin
 3. Hamburg
 4. Prag
 5. Dresden
 6. Breslau
 7. Köln
 8. München
 9. Bremen
 10. Frankfurt a. Main
 
 
 | 231.000
 172.000
 130.000
 75.000
 61.000
 54.000
 41.000
 40.000
 36.000
 35.000
 
 | 
 
Heute hat die größte deutsche Stadt Berlin weit über drei Millionen
Einwohner und auch Prag und Wien, heute Hauptstädte der Tschechischen
Republik bzw. Österreich,
sind Millionenmetropolen.
Allerdings gibt es auch andere Entwicklungen, wie die der historischen
Stadt Speyer, die im Mittelalter eine große Bedeutung hatte und nach
Seuchen und den Wirren des 
Dreißigjährigen
Krieges schließlich im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1689)
komplett von französischen Truppen zerstört wurde. Heute ist Speyer
eine Kleinstadt mit etwa 50.000 Einwohnern.
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